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 Quarantäne bei Neuzugängen?

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Fränzi
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BeitragThema: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyMi 17 Apr 2013, 22:46

Der Einzug neuer Aquarienbewohner gehört sicher zu den aufregenderen und freudigen Momenten innerhalb des Hobbys. Im Idealfall hat man sich im Vorfeld eingehend über die jeweilige Tierart informiert (eine Beratung durch (Fach)Verkäufer ist leider in den meisten Fällen nicht ausreichend und kann besonders bei weniger weit verbreiteten Arten schlicht falsch sein), kann ihnen ein art- und bedürfnisgerechtes Heim bieten und kann gesunde Tiere aus einer vertrauenswürdigen Quelle beziehen. Warum also ist eine Quarantäne dennoch sinnvoll?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Man muss bedenken, dass kein Tier jemals keimfrei sein kann. Neben vielen nützlichen oder sogar lebensnotwendigen Bakterien befinden sich immer auch solche am und im Tier sowie in dessen Umgebung, die zumindest fakultativ pathogen sind, also krank machen können. Auch Parasiten wie z.B. Einzeller und Flagellaten befinden sich in jedem Aquarium. Unter für den Organismus günstigen Bedingungen kann das Immunsystem diese Schädlinge in Schach halten; es entsteht eine Pattsituation zwischen der vorhandenen (kleinen) Keim- und Parasitenpopulation und dem Immunsystem. In diesem Fall werden die Tiere nicht in ihrer Gesundheit beeinträchtig und zeigen folglich keine Krankheitszeichen. Sobald jedoch dieses Gleichgewicht ins Wanken gerät, können sich die Krankheitserreger unverhältnismäßig stark vermehren und die Abwehrkräfte überfordern; es kann zum Ausbruch einer Krankheit kommen. Nun bedeutet ein Umzug immer in einem gewissen Maße Stress für die Tiere: Sie werden eingefangen, transportiert und kommen in eine völlig fremde Umgebung, ggf. mit anderen als den gewohnten Wasserwerten. Stress schwächt das Immunsystem und der Ausbruch einer Krankheit wird wahrscheinlicher.

Im neuen Zuhause kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: insbesondere Bakterien sind für ihre hohen Mutationsraten bekannt. Aus diesem Grunde bildet sich in jedem Aquarium eine eigene Bakterienfauna, d.h. auch ubiquitär verbreitete Arten bilden modifizierte Stämme; in geringerem Maße kann dies auch auf Parasiten zutreffen. Die Neuzugänge werden also einer neuen Keimumgebung ausgesetzt, an die ihr ohnehin belastetes Immunsystem häufig (noch) nicht adaptiert ist, was das Risiko einer Erkrankung noch einmal erhöht. Umgekehrt bringen sie ihre eigenen Stämme mit in die neue Umgebung. Hierdurch sind die von vielen Aquarianern gefürchteten Massensterben erklärbar, die nicht selten nur die Neuzugänge oder aber nur den Altbestand betreffen (hierzu ein sehr empfehlenswerter und ausführlicherer Artikel: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] ).
Um diesem Risiko vorzubeugen, sollten neu gekaufte Tiere einer ausreichend langen Quarantäne unterzogen werden. Häufig empfohlen wird eine Dauer von mindestens 4 Wochen, da beispielsweise Parasiten Lebenszyklen durchlaufen und nicht zu jedem Zeitpunkt augenfällig sein müssen.

Weitere Vorteile einer Quarantäne bestehen darin, dass sich die Tiere langsam eingewöhnen können, die Beobachtung leichter fällt (Verhalten, Nahrungsaufnahme) und so eventuelle Krankheitssymptome schneller bemerkt werden und eine Behandlung im Bedarfsfall im Quarantänebecken weniger aufwendig ist als im Haltungsbecken.

Wie sollte ein Quarantänebecken aussehen?

Im Grunde muss man sich nicht besonders viel Arbeit damit machen. Anstelle eines richtigen Aquariums genügt auch eine lebensmittelechte Platikbox, die man günstig im schwedischen Möbelhaus oder Baumarkt erstehen kann. Die Einrichtung sollte einfach gehalten werden, damit man das Becken inkl. Deko im Krankheitsfall leicht reinigen kann und die Tiere gut im Blick hat. Es kann auch kleiner sein als das Haltungsbecken, da die Tiere nur eine begrenzte Zeit darin leben müssen; natürlich soll diese Aussage nicht dazu verleiten, z.B. einen ausgewachsenen Krallenfrosch für einen Monat oder länger in einen 5l-Eimer zu stopfen, je nach Tierart genügt aber meist ein Volumen von ca. 20-60l (dies gilt z.B. für die in diesem Forum im Mittelpunkt stehenden Zwergkrallen- bzw. Krallenfrösche; besonders große und/oder bewegungsfreudige Tiere sind hiervon selbstverständlich ausgenommen). Das Deckungsbedürfnis kann durch einfache Tontopf-Höhlen und günstige Stengelpflanzen wie Hornkraut oder Wasserpest gedeckt werden; auch Plastikpflanzen (hier darauf achten, dass keine scharfen Kanten vorhanden sind) können eingesetzt werden. Ein Bodengrund ist nicht unbedingt erforderlich, es kann aber eine dünne Schicht Sand oder Kies eingebracht werden.
Wichtig ist eine gute Hygiene und die Einhaltung artgerechter Wasserwerte. In Quarantänebecken, die nicht dauerhaft betrieben werden, können letztere entweder durch besonders häufige Wasserwechsel und sparsame Fütterung oder durch den Einsatz eines eingefahrenen Filters gewährleistet werden (in diesem Fall kommen die Neuzugänge zwar sofort mit der Bakterienfauna des Haltungsbeckens in Kontakt, jedoch ist der Keimdruck im ansonsten neu eingerichteten Zwischenheim deutlich geringer).
Ebenso wichtig ist eine strikte Isolation der Neuzugänge vom Haltungsbecken während der ersten Wochen. Dies mag trivial klingen, ist aber eine häufige Fehlerquelle. Benutzt man z.B. gleiches Zubehör (Eimer, Schläuche etc.) für das Quarantäne- und Haltungsbecken, können Keime darüber genauso verschleppt werden wie über Futter, das über die Hände oder Spritzwasser Kontakt zu einem der Aquarien hat. Daher ist auf getrenntes Zubehör und gründliche Handhygiene (eventuell sogar Desinfektion) zu achten.
Als Standort für das Quarantänebecken eignet sich eine möglichst ruhige Ecke, optimaler Weise in einem anderen Raum als das Haltungsbecken, um versehentliche Kontaminationen zu vermeiden.

Durchführung der Quarantäne

Wie oben beschrieben, bestehen die ersten vier oder mehr Wochen aus einem bloßen Getrennthalten der Neuzugänge. In dieser Zeit sollen sich die Tiere an die neuen Wasserwerte, neues Futter und andere Tagesabläufe gewöhnen. Der Halter hat Gelegenheit, den Gesundheitszustand, das Fress- und Schwimmverhalten und die Eigenheiten der Tiere genau zu beobachten. Gegebenenfalls können, im Zweifel unter tierärztlicher Beratung, Behandlungen durchgeführt werden.
Möchte man anschließend-soweit es möglich ist-auf Nummer Sicher gehen, kann man wie auf [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] beschrieben vorgehen und über einige Wochen Wasser und Mulm zwischen Haltungs- und Quarantäneaquarium tauschen, um eine langsame Gewöhnung an neue Keimstämme zu ermöglichen.

Ist eine Quarantäne bei jeder Neuanschaffung nötig bzw. sinnvoll?

Um diese Frage zu beantworten, muss man verschiedene Grundbedingungen unterscheiden:

Fall 1: Die neu gekauften Tiere sind der Erstbesatz des Beckens.
- Alle Tiere stammen aus dem gleichen Bestand (1a)
- Die Tiere stammen aus unterschiedlichen Beständen (1b)
Fall 2: Die neu gekauften Tiere sollen einen vorhandenen Bestand ergänzen.

Bei 1a ist das Risiko bei sofortigem Einsatz ins Haltungsbecken am geringsten, sofern es sich um ein neu aufgesetztes Aquarium handelt. Sollte es zu einem Krankheitsausbruch kommen, kann dies jedoch einen größeren Aufwand bei der Behandlung bedeuten und im schlimmsten Fall eine Komplettdesinfektion erforderlich machen.
1b birgt die Gefahr, dass eine oder alle Gruppen bzw. Individuen Schaden durch Erregerstämme nehmen, an die sie nicht adaptiert sind. Hier wäre eine Quarantäne, getrennt nach den Bezugsquellen, empfehlenswert.
Besonders empfehlenswert ist eine Quarantäne im Fall 2, um sowohl den Altbestand als auch die Neuzugänge zu schützen.

Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob eine Quarantäne durchgeführt wird oder nicht. Es gibt viele Aquarianer, die immer Glück mit sofortigem Einsetzen hatten und auch solche, die sich explizit gegen derartige Maßnahmen aussprechen. Da ich selber schon mehr als eine unschöne Erfahrung machen musste, kommt bei mir kein Tier mehr ohne Quarantäne ins Aquarium und ich hoffe, hiermit wenigstens zum Nachdenken angeregt zu haben.

Wer sich nähergehend einlesen möchte, kann neben entsprechender Literatur z.B. mit diesen Links beginnen (dies ist nur eine kleine Auswahl, der erste bietet am meisten Lesestoff):
- [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
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Zuletzt von Felis am Fr 19 Apr 2013, 18:36 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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Aurora
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Aurora



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyFr 19 Apr 2013, 10:15

liebe Julia

Vielen Dank für diesen äusserst lesenswerten Artikel!
Es ist wirklich toll, jemand mit so einem enormen Fachwissen im Forum zu haben!
flower

Liebe Grüsse
Aurora
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Felis
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Felis



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyFr 19 Apr 2013, 18:22

Hallo,

danke Embarassed

Ich habe noch etwas umformatiert, damit es leserlicher wird.

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Fränzi
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Fränzi



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyFr 19 Apr 2013, 20:28

Danke Julia für deine mühe. cheers

Gruss Fränzi
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Felis
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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyFr 19 Apr 2013, 22:19

Im folgenden möchte ich kurz beschreiben, warum ich eine Verfechterin von Quarantänemaßnahmen geworden bin.

Erfahrung 1: Zwergkrallenfrösche

Meine ersten, mit viel Vorfreude erwarteten Zwergkrallenfrösche zogen im August oder September 2011 bei mir ein. Ich war völlig neu in der Aquaristik, hatte aber viel gelesen und hatte, wenn auch mit Mühe, mein 54l Aquarium wochenlang einfahren lassen. Meine ersten beiden Frösche waren zwei kräftige, muntere Weibchen aus einer Zoohandlung. Sie lebten sich schnell ein und begeisterten mich mit ihrer neugierigen, witzigen Art vom ersten Moment an. So stand schnell der Beschluss fest, den Bestand aufzustocken. Bis Dezember 2011 kaufte ich insgesamt sechs weitere Zwerge aus unterschiedlichen Läden und, weil es immer noch viele positive Berichte im Internet gibt, neben einigen Red Fire Garnelen noch ein hübsches Kampffisch-Männchen. Da die Frösche den Fisch mit seinen langen, wallenden Flossen aber ständig belästigt haben, durften sie Februar 2012 in ein 160l-Aquarium umziehen. Wieder vertraute ich Positivberichten und vergesellschaftete sie mit 6 Panda-Panzerwelsen und 11 Danio margaritatus; wieder trotz eingehender Recherche keine gute Wahl, aber darum geht es hier nicht. Vielmehr habe ich zwar alle Tiere brav langsam an das neue Wasser gewöhnt, jedoch hielt ich eine Quarantäne für unnötig- schließlich hatte ich mir die Läden genau angesehen und alle Tiere wirkten gesund.

Ebenfalls im Februar 2012 fiel mir eine knubbelförmige Veränderung an der Unterseite eines Froschmännchens auf. Also wieder das Internet bemüht und die Standard-Antwort für solche Veränderungen gefunden: Tumor. Da sich der Frosch ansonsten normal verhielt, schenkte ich der Veränderung vorerst nicht allzu viel Beachtung. Jedoch zeigten in den folgenden zwei Wochen zwei weitere Frösche vergleichbare Hautveränderungen, darunter eines meiner ersten Weibchen, was mich sehr besorgte. Mangels vergleichbarer Erfahrungsberichte versuchte ich in den folgenden Wochen Behandlungen mit verschiedenen Fischmedikamenten, natürlich ohne Erfolg (sehr wahrscheinlich habe ich damit sogar zusätzlichen Schaden angerichtet, da Fischmedikamente nunmal für Fische entwickelt werden und nicht für Amphibien). Die erkrankten Frösche hatte ich inzwischen isoliert, aber ihr Zustand verschlechterte sich: sie wurden lethargisch, wollten nicht mehr fressen und bekamen Wassereinlagerungen. In meiner Verzweiflung konsultierte ich meine Tierärztin, aber auch eine antibiotische Behandlung konnte die Frösche nicht retten (ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich der Tierärztin dennoch zutiefst dankbar bin: sie hat von Anfang an darauf hingewiesen, dass sie keine Amphibienexpertin ist, war aber mehr als aufgeschlossen und hilfsbereit). Hautabstriche lieferten keine Hinweise auf Parasiten.

In der Folgezeit erkrankten drei weitere Frösche (darunter mein 2. Lieblingsweibchen), die ich zwecks Stressvermeidung einfach in Ruhe ließ; durch große, häufige Wasserwechsel versuchte ich, den Keimdruck im Becken zu senken und ich hoffte das Beste. Inzwischen hatte ich Kontakt zu Exomed aufgenommen, da es in meiner Region keine Tierärzte mit Amphibienerfahrung gibt. Dort empfahl man die Einsendung eines lebenden, Symptome zeigenenden Froschs zur Sektion, was für mich aber nicht infrage kam; stattdessen ließ ich einen Chytridabstrich untersuchen, ohne Befund. Die drei zuletzt erkrankten Frösche starben nach etwa vier beschwerdefreien Wochen mit den gleichen Symptomen wie die ersten drei. Die drei verbliebenen Frösche waren weiterhin unauffällig, sodass ich sie in ein komplett neues Quarantänebecken überführte. In der Zwischenzeit hatte ich eine neue Gruppe von sechs Fröschen in einem rigoros isolierten Aquarium angeschafft, weil ich trotz des vielen Kummers nicht von den kleinen Kobolden lassen wollte.
Ungefähr zwei Monate nach dem letzten Todesfall durften meine drei verbliebenen Männchen in das neue Becken umziehen. Sie leben heute noch in dieser Gruppe; seit Mai 2012 gab es keine weiteren Krankheitsfälle mehr. Ein Weibchen starb letztes Jahr noch, ohne vorher irgendwelche Auffälligkeiten zu zeigen.

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Zwergkrallenfroschweibchen Hilde mit Hautveränderung an der Schulter.

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Klaus, der erste Kranke, mit Veränderung an der Unterseite.

Fazit: Ich weiß bis heute nicht genau, woran ich die sechs Fröschchen verloren habe. Da ich in keinem Fall eine Quarantäne durchgeführt habe, werde ich mir bei einem der Käufe etwas eingeschleppt haben. Darauf folgten Monate der Hilflosigkeit und Trauer, schlaflose Nächte inklusive. Gekostet haben alle Untersuchungen und (nutzlosen) freiverkäuflichen Medikamente mindestens 200 Euro; da wären 20 Euro für eine Quarantänebox + Heizstab sicher besser angelegt gewesen...

Fall 2: Krallenfrösche aus dem Internet

9. Juli 2012: Eeeendlich ist es so weit: mein allererster kleiner Krallenfrosch zieht ein, ein verspätetes Geburtstagsgeschenk an mich selbst :) Ein Albino namens Nelson, wie ich ihn mir schon so lange gewünscht habe! Der kleine Kerl macht von Anfang an nur Spaß und soll natürlich nicht ewig allein bleiben! Da die Jungfrösche aber sehr schnell wachsen und ich in der Region trotz intensiver Suche einfach nicht fündig geworden bin, müssen Frösche aus einem großen Internet-Versand her. Anfang August wurden für teuer Geld drei mickrige Fröschchen aus Indien (wohlbemerkt, die Homepage wirbt mit europäischen Nachzuchten) geliefert; na fein, das wird schon noch! Inzwischen war ich ja klüger und hatte ein Quarantänebecken besorgt, die kleinen waren hungrig- sie würden nur etwas mehr Zeit brauchen. Die ersten sechs Tage war alles in Ordnung, dann plötzlich hatte der Kleinste eine blasenartige Hautveränderung. Ok, vielleicht nur eine kleine Verletzung- Isolation von den beiden anderen und eine besondere Wasserhygiene würden´s schon richten. Aber nichts da, nach einigen Tagen hörte er auf zu fressen und lag eines Morgens tot und aufgequollen im Wasser. Daraufhin wurden die beiden anderen natürlich erst recht mit Argusaugen beobachtet. Zunächst ging es ihnen auch gut, sie fraßen gierig und wuchsen schnell. Doch eines Tages hatte einer der beiden eine beulenförmige Veränderung an der Seite. Schweren Herzens machte ich mit meiner Tierärztin einen Termin aus, um den ansonsten fitten Frosch einschläfern zu lassen und zur Sektion zu schicken- ich war einfach fertig und musste wissen, was da los ist. Doch dazu kam es nicht mehr, denn zwei Tage vor dem Termin hatte er mir diese schwere Entscheidung abgenommen. Bei der Sektion wurden eine Darmentzündung und ein erbsengroßes (nicht schlecht für einen 3,5 cm Frosch...)Lebergranulom festgestellt, beides verursacht durch Mykobakterien. Na toll, was sollte so aus dem 3. Frosch werden? Ich hatte Angst um Nelson, aber Ingeborg sollte weder eingeschläfert werden noch ihr Leben allein in einem kleinen Becken fristen. Ein erneutes Telefonat mit Exomed hat schließlich dazu geführt, dass sie, da sie symptomfrei war, zu Nelson ziehen durfte. Eine Garantie, dass da nichts passiert, gibt es nicht, aber bisher geht es allen gut und ich hoffe, dass das so bleibt.

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Kleiner Albinokrallenfrosch mit blasenartiger Veränderung am Rücken

Fazit: Ohne die Quarantäne hätte mich die Angst um Nelson wahrscheinlich verrückt gemacht. Auch wenn eine Behandlung in diesem Fall leider aussichtslos ist, hat es mir einiges an Stress erspart. Bei Ingeborg konnte ich ohne großen Aufwand strengste Hygienemaßnahmen ergreifen, was möglicherweise eine Ansteckung verhindert hat. Weil ein krankhafter Befall mit Mykobakterien aber nur am toten Tier eindeutig nachgewiesen werden kann, bleibt die Ungewissheit. Allerdings gehören auch diese zu den ubiquitären, fakultativ pathogenen Keimen (dies gilt auch nur für einige wenige der vielen hundert bekannten Arten, die meisten sind immer harmlos), an denen in erster Linie geschwächte Tiere erkranken.

Fall 3: Krallenfrösche aus dem Labor

Inzwischen war etwas Ruhe eingekehrt im Krallenfroschbecken- zumindest aus meiner und Nelsons Sicht. Ingeborg fühlte sich zunehmend von Nelsons Avancen bedrängt und Platz genug war auch im Aquarium, um die Gruppe zu vergrößern. Januar 2013 hatte ich die Chance, drei ehemalige Laborfrösche bei mir aufzunehmen. Super, die Tiere kannte ich schon, sie waren ausgewachsen und mussten somit nicht mehr ewig separat aufgezogen werden, der Transportweg war kurz und einen gewissen Tierschutzaspekt hatte es auch. Für die Quarantäne stellte ich ein nigelnagelneues 112l Becken mit Außenfilter auf, die drei Frösche zogen ein und fühlten sich schnell heimisch.

Nach knapp einer Woche war es aber auch hier mit dem Frieden vorbei: Edward hing teilnahmslos an der Wasseroberfläche und hatte zwei kleine Punktblutungen an den Schwimmhäuten sowie leicht verdickte Schenkel. Oh nein, nicht schon wieder! Ich separierte ihn sofort, machte einen großen Wasserwechsel bei den Mädels und drückte ganz, ganz fest die Daumen, da Krallenfrösche eigentlich zähe Gesellen sind. Am nächsten Morgen (natürlich ein Sonntag) der Schock: Edward hatte massive Einblutungen an den Armen und im Auge, das am Vortag mit viel gutem Zureden verabreichte Futter hatte er erbrochen- er sah ganz furchtbar aus! Da die Symptome sehr gut zum sogenannten Red-Leg-Syndrom passten (dies ist, anders als oft im Internet dargestellt, keine eigene Erkrankung, sondern ein Symptomkomplex, der auf eine meist durch bakterielle Mischinfektion zurückzuführende Blutvergiftung hindeutet; meist sind die von vielen Zierfischerkrankungen bekannten, ubiquitären Aeromonas hydrophila beteiligt, es können aber auch andere bakterielle oder virale Erreger infrage kommen) war ich einer Panik nahe, da es vor allem in Gefangenschaft häufig zum Verlust des ganzen Bestandes führt. Durch einen Anruf in der Tierklinik, die zum Glück eine 24-Stunden-Notfallbesetzung hat, brachte ich in Erfahrung, dass Antibiotika nur nach Ansicht des kranken Tieres verschrieben werden können. Glücklicherweise konnte ich sofort ein Auto organisieren, obwohl ich Edward den stressigen Transport sehr gerne erspart hätte. Beim Tierarzt angekommen, zeigte er schon keine Regung mehr, aber wenigstens bekam ich ein Antibiotikum, um seine Beckengenossinnen vorsorglich behandeln zu können. Ich verabreichte es 10 Tage lang täglich und achtete penibelst auf die Wasserhygiene und- dem Himmel sei Dank- beide blieben gesund. Nach Ende der Behandlung blieben sie weitere vier Wochen in Quarantäne, bevor sie ins Haltungsbecken umziehen durften. Dort erfreuen sie sich heute, wie die beiden Artgenossen, bester Gesundheit.

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Edward kurz nach seinem Tod- bitte verzeiht die unschönen Bilder, aber es ist wichtig zu begreifen, wie ernst eine solche Erkrankung verlaufen kann. Hinzu kam der beängstigend schnelle Verlauf- weniger als 36 Stunden vorher war er noch völlig symptomfrei!

Fazit: In diesem Fall wäre eine Keimdifferenzierung mit Resistenztest angezeigt gewesen. Dass die beiden gesund geblieben sind und das Antibiotikum ohne Nebenwirkungen vertragen haben, ist großes Glück. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass es ohne Quarantäne schlimmer ausgegangen wäre; zum einen war es so viel einfacher, die Medikamente in der richtigen Dosis zu verabreichen, zum anderen konnte ohne großen Aufwand für strengste Hygiene gesorgt werden. In einem älteren Aquarium sind überall Biofilme zu finden, die die Ansiedlung auch pathogener Keime erleichtern. Auch ein Quarantänebecken kann nicht steril sein, aber es kommt dem näher als ein voll eingerichtetes, älteres Haltungsbecken. Eine Desinfektion wäre ebenfalls einfach gewesen, wenn sie denn erforderlich gewesen wäre.

Ein paar Anmerkungen noch: ich habe stets auf artgerechte Wasserwerte, Einrichtung und Fütterung geachtet, sodass ich grobe Haltungsfehler als Ursache für diese Häufung an Unglücken ausschließen möchte; im Falle der Zwergkrallenfrösche muss ich mir aber natürlich vorwerfen, keine Quarantänemaßnahmen durchgeführt zu haben. Woran es liegt, dass die einen auch bei unbedarfter Herangehensweise Glück haben und andere nicht, kann ich nicht sagen. Allerdings sollte dies Anlass genug sein, sich rechtzeitig Gedanken zu machen.
Obwohl es mir zugegebenermaßen inzwischen schwer fällt, mich ohne finstere Befürchtungen an meinen Tieren zu erfreuen, möchte ich keines davon missen; ich bin mir jedoch auf die harte Weise bewusst darüber geworden, welche Verantwortung die Anschaffung eines neuen Hausgenossen mit sich bringt.



Zuletzt von Felis am So 21 Apr 2013, 02:40 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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Aurora
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Aurora



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptySa 20 Apr 2013, 17:40

Hallo liebe Julia

ja, an deinem Beispiel sieht man leider, wie wichtig eine Quarantänemöglichkeit ist!
Vielen Dank für deinen Beitrag, ich hoffe, er Hinterlässt bei vielen Froschfans einen tiefen Eindruck!

Bei mir hat er das getan!

LG Aurora
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Felis
Admin
Admin
Felis



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptySa 20 Apr 2013, 18:14

Hallo Beatrice,

genau das wollte ich erreichen Wink Schön, dass die Botschaft ankommt.
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Reto
Kleiner Quaker
Kleiner Quaker




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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptySo 21 Apr 2013, 16:08

Ein krasses Erlebnis, das niemand erleben will!

Danke für die Warnung!
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MartinaH.
Kaulquappe
Kaulquappe
MartinaH.



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyMi 05 Jun 2013, 06:42

Hallo

Möchte mir auch ein Quarantänebecken dann mal anschaffen, man weiß ja nie!

Reicht ein 25Liter (40x25x25) Becken da aus?


LG
Martina
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Fränzi
Jungfrosch
Jungfrosch
Fränzi



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyMi 05 Jun 2013, 10:49

Sali Martina

Ja das reicht.

Gruss Fränzi
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MartinaH.
Kaulquappe
Kaulquappe
MartinaH.



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyMi 05 Jun 2013, 10:54

Hallo

Danke, hab sowieso die ganze Zeit nen Denk fehler, liegt wohl daran das wir gerade viel Stress haben und gerade alles so verteilt (Umzug).

Da wir alle Becken vergrößern, hab ich dann sowieso einen 60er NanoCube den ich dann als Quarantäne verwenden kann, brquch mir nichts neues kaufen :)

LG
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Luckymulch
Kaulquappe
Kaulquappe
Luckymulch



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyMi 11 Jun 2014, 17:01

Puh, das hat allerdings einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Da ich ja erst plane, Zwergkrallenfrösche zu halten, stellt sich mir jetzt die Frage, ob ich besser nicht auch bei einem Erstbesatz eine Quarantäne einhalten sollte. Sollte man besser, oder? Wie groß sollte so ein Becken für 6 Zwergkrallenfrösche dann sein?
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Felis
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Felis



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyMi 11 Jun 2014, 18:16

Hallo,

beim Erstbesatz besteht die Hauptgefahr darin, sich das Haltungsbecken zu "verseuchen". Bei manchen Erregern ist dann eine Totaldesinfektion angezeigt, insofern macht eine Quarantäne schon Sinn, auch, wenn ich sie in diesem Fall nicht für zwingend erforderlich halte.
Dafür reicht ein 25l Becken bei 6 Fröschen, das übersichtlich eingerichtet wird (mit oder ohne Bodengrund, ein paar kleine Tontöpfe und ein paar Schwimmpflanzen z.B.). Ein eingelaufener Filter erspart Dir und den Fröschen allzu häufige Wasserwechsel, da könntest Du schon den Nanofilter nehmen. Je nach Außentemperatur braucht man einen Heizstab, im Moment geht es wahrscheinlich ohne Wink
Alternativ zum Glasbecken kannst Du eine lebensmittelechte Stapelbox nehmen, z.B. Samla von Ikea. Die habe ich auch schon benutzt. Meine Boxen haben ca. 50x25 cm in der Grundfläche. Sie lassen sich ca. bis zur Hälfte mit Wasser füllen und nach Gebrauch kann man sie leicht reinigen und bis zum nächsten Einsatz verstauen.
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Zyankali
Froschei
Froschei




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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyDo 19 Feb 2015, 16:57

Hallo,
ich durchforste gerade das Forum nach Informationen zu Quarantäne und finde die Idee mit der Stapelbox wirklich super!
Ich hoffe, ich habe die Info noch nicht woanders überlesen ... wie lange lasst ihr denn die ZKF in Quarantäne?
Und ich kann eben auf den Filter verzichten, wenn ich täglich einen kleinen Teil des Wassers wechsle?
Lg Alicia
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Felis
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Felis



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptyFr 20 Feb 2015, 17:30

Hallo Alicia,

die Quarantäne sollte 4-6 Wochen dauern. Einen Filter braucht´s nicht, häufigere (Teil)Wasserwechsel reichen. Alle paar Tage sollte die Box komplett gereinigt werden, da sich am Plastik schnell ein Biofilm bildet (Wände und Boden fühlen sich dann schmierig an). Biofilme sind ansich nichts schlechtes, aber bei der Boxenquarantäne werden sie zu stark und die Frösche rutschen dauernd mit dem Bauch drüber Wink
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Zyankali
Froschei
Froschei




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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptySa 21 Feb 2015, 13:31

Hallo Julia,
vielen lieben Dank für deine Antwort Very Happy
Ich starte ja erst mit dem Aquarium und werde zuerst Zwerggarnelen einsetzen und danach Zwergkrallenfrösche.
Also habe ich noch ein bisschen Zeit um alles - eben auch die Quarantäne - gescheit vorzubereiten jj1
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Felis
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Felis



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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptySo 22 Feb 2015, 14:07

Hi,

dann machst Du ja alles richtig daumen
Viel Spaß beim Einrichten, Du darfst uns gerne auf dem Laufenden halten Very Happy
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Zyankali
Froschei
Froschei




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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? EmptySo 22 Feb 2015, 22:13

Danke! Werd ich machen Very Happy
Aber nicht wundern, ich lass mir da grad ein bisschen Zeit, eilt ja zum Glück nichts Wink
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BeitragThema: Re: Quarantäne bei Neuzugängen?   Quarantäne bei Neuzugängen? Empty

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